Geburtsbericht Nesrin
Der Anruf meiner Freundin, dass sie die ersten Wellen spürt trifft mich wie ein Schlag. Ich stehe mitten im Termin auf einer Baustelle fünf Stunden Zugfahrt von zuhause entfernt. Ruheatmung. Mit dem Taxi kürze ich den Weg zum Bahnhof ab. Der nächste Zug hat allerdings Verspätung. Ruheatmung. Die Wartezeit nutze ich, um meiner Freundin über das Telefon beim Veratmen der Wellen zu lauschen. In den Pausen berichte ich von dem unterhaltsamen Balzverhalten eines Tauberichs am Bahngleis. Sie muss lachen. Endlich im Zug habe ich die Ruhe unsere Hebamme zu informieren. Sie ist gerade bei einer anderen Geburt. Ich soll Ihre Vertretung informieren. Ruheatmung. Meine Freundin hört in der Zeit die Regenbogenentspannung, die ich für sie eingesprochen habe. Kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof telefonieren wir wieder, ich soll nicht mehr auflegen. Im Taxi nach Hause schaut die Fahrerin zwar erst verwirrt als ich beginne von 40 rückwärts zu zählen, doch ich glaube auch sie war bei 0 tiefenentspannt. Endlich zuhause kann ich so unterstützen wie ich es von Anfang an gerne getan hätte. Nach zwei weiteren Stunden entscheiden wir, dass es Zeit ist ins Geburtshaus aufzubrechen. Zusammen mit unserer vertretenden Hebamme gebärt meine Freundin dort eine Stunde nach unserer Ankunft unser erstes gemeinsames Kind.